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Hansele
Sein halboffener Mund trägt Züge zager Neugier. Sein empfindsamer Blick die melancholischen Spuren sachter Freude. Vornehm zeichnet das schmale Lippen-bärtchen ein traumverlorenes Gesicht, die Augsbrauen verwundert hochgezogen - gar leichte Schamesröte auf den Wangen. |
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Im Grunde scheint unser Narro ein recht unbekümmerter Charmeur. Ein scheuer Wunderfitz und doch e Siech, der den Schelm geflissentlich verlarvt. Täuschend echt, das sei ihm bescheinigt. Schließlich weiß er, was die Glocke geschlagen hat. Denn wo ein stolzer Fedrewisch im Hanseleschritt einherspringt und seine Ausstrahlung bald sinnliches Vergnügen gaukelt, isch de Lumpehund kopfüberragend mit zur Stell`. Und glockenlaut halt doch e übergscheite Latsche. Kein braver Edelnarr, nicht im Geringsten maulfaul bieder, sait r erscht de Lit als d Wohret. |
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Nicht von ungefähr zählt das Hausacher Hansele zu den markantesten Figuren der schwäbisch-alemannischen Fasent. Allein der Kopfbedeckung wegen. Ein Hut, formvollendet, von sinnigem Witz. Die Kombination aus flachem Kleinstzylinder und Rundhut, dessen glatte Krempe an der Rückseite steil die Klappe zeigt und den gelb-rot-grünen Fedrewisch zum Blickfang hat, ist das Kronjuwel der kopfbeschmückten Häser. Weder Drei- noch Zweispitz, sondern schlicht und einfach e Husacher Hanselehuet. Und der ist "eigenrund erklappt" - ein Original.
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Wie de Babbedeckelhuet, rot und gelb, ist auch sein Festtagskleid in beiden Farben zweigeteilt. Das Häsoberteil mündet am unteren Saum in längliche Zaddeln, die wie die Mehrgezackte Halskrause polierte Messingglöckchen zieren. Ein grüner Leibriemen rafft den Kittel und gibt ihm Halt. Quer über Brust und Schulter trägt er seinen Ledergurt, 6 große Glockenrollen schwer. Auf Schritt und Tritt ein Schellennarr. Schwarzes Schuhwerk und weiße Handschuhe gehören ebenso zum Häs. Und: die Saubloder am Haselnußstecken, die so manchen Zuschauer ahnungsvoll den Kopf einziehen lässt, wo s Husacher Hansele den Fasentsweg kreuzt. Sein Herkunftsjahr ist nur noch zu vermuten.
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Doch zeugt die Brettleslarv von sehr alten Zeiten und verweist auf Schemen in der Fasentsgeschichte, deren Tradition ins 18. Jh. reicht. Das Hansele gehört zu den schillernden und farbenfrohen Gestalten im Husacher Narrentreiben. Man begegnet ihm bei allen offiziellen Veranstaltungen der Zunft. Die Hanselegruppe wählt jedes Jahr noch vor Martini ihren Obmann, dem ein ebenso gewähltes Gremium zur Seite steht. Das Hansele-Lied , der Hausacher Narrenmarsch, wurde von Eugen Jehle komponiert.
Der rote Fedrewisch ist nur dem Obmann oder Obfrau vorbehalten. - Aus dem Hausacher Narren Codex
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